Winterquartiere für Fledermäuse gesucht!
Nahezu alle in Deutschland vorkommenden Fledermausarten gelten in ihren Beständen als bedroht. Neben dem Rückgang des Nahrungsangebotes liegt ein wesentlicher Grund im Verlust geeigneter Quartiermöglichkeiten. Erschwerend kommt hierbei hinzu, dass die flugfähigen Säugetiere für das Sommer- und Winterhalbjahr zumeist unterschiedliche Quartiertypen benötigen. Während Fledermäuse die Sommertage in Baumhöhlen wie alten Spechtlöchern, aufgerissenen Baumspalten oder ausgefaulten Astabbrüchen verbringen, benötigen sie für ihren Winterschlaf Quartiere, in denen sich winterliche Bedingungen gefahrenlos überstehen lassen. Die Winterquartiere müssen stets frostfrei und dunkel sein sowie eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen.
Innerhalb der Fröruper Berge bei Oeversee ist ein tolles Beispiel für ein erfolgreich hergerichtetes Fledermauswinterquartier zu finden. Im Naturschutzgebiet befindet sich Doras Keller, ein nach der Vorbesitzerin benannter Feldsteinkeller eines ehemaligen Wohnhauses. Nach ihrem Tod vermachte die Bewohnerin Dora Szyza das Haus und ihr Grundstück der Schrobach-Stiftung. Die private Naturschutzstiftung beschloss, zusammen mit dem örtlichen Naturschutzverein Obere Treenelandschaft, den Keller des Hauses als Winterquartier für Fledermäuse herzurichten. Dafür wurden zunächst die Fenster so weit verschlossen, dass lediglich zwei Löcher den Ein- und Ausflug der Fledermäuse ermöglichen konnten. Um die Luftfeuchtigkeit im Keller hoch zu halten, wurde das Dach so konstruiert, dass etwas Wasser in den Keller eindringen kann. Nach der Umgestaltung konnte der Keller somit als ausreichend dunkel und feucht gelten. Abschließend wurden verschiedene Modelle von Fledermausspaltenkästen an den Wänden befestigt, in denen sich die Tiere während des Winterschlafes verstecken können.
Einmal im Jahr im Winter kontrollieren der Naturschutzverein Obere Treenelandschaft und der Fledermausexperte Matthias Göttsche den alten Keller. Erfreulicherweise ist seit Anlage des Kellers im Winter 2012 ein Anstieg von überwinternden Fledermäusen zu verzeichnen. Bei der Begehung Mitte Januar 2023 konnten 40 Tiere aus drei Arten (Wasserfledermaus, Fransenfledermaus und Braunes Langohr) gezählt werden – ein neuer Rekord! Mittlerweile ist das Quartier so gut angenommen, dass es durch weitere Kästen ergänzt werden muss.
Nach der Erfolgsgeschichte in den Fröruper Bergen sucht der Naturschutzverein Obere Treenelandschaft nun im Kreis Schleswig-Flensburg weitere feuchte (!) Bunker, Keller, alte Stollen oder ähnliches zur Entwicklung von Fledermauswinterquartieren. Der Verein freut sich sehr über Tipps und Hinweise aus der Bevölkerung zu ungenutzten Anlagen! Melden Sie sich dazu gerne bei uns unter .
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